Der Zweck heiligt die Mittel...?

05.01.2022
Zeichen des stillen Protests - Foto: ALW
Zeichen des stillen Protests - Foto: ALW

Ich war unlängst mit meiner Frau auf einem der sog. Corona-Spaziergänge. Mit Lichtern in der Hand bewegten sich einige hundert Menschen still und unaufgeregt von einem Parkplatz aus zum Rathaus, um wie an den Wochen zuvor an einem Denkmal als Zeichen gegen den Impfzwang diese Lichter abzustellen.

Dieses Mal gab es am Ankunftsort eine große Gegendemonstration. Die Polizeipräsenz war deutlich höher als jemals zuvor, aber das war nicht beängstigend. Beängstigender war da schon ein Vorfall, bei dem eine Gruppe von "Lichtträgern" von Gegendemonstranten eingekesselt und für eine Weile am Weitergehen behindert wurde.

Am Zielort angekommen, besetzte eine Gruppe von Gegendemonstranten die Stufen des Denkmals. Es gab auch eine Kundgebung, in der die "Spaziergänger" auf Übelste beschimpft und aufgefordert wurden, den Platz unverzüglich zu verlassen. Einige selbsternannte Ordner stellten sich in den Weg und machten unmissverständlich klar, wie unerwünscht man sei. Eine Diskussion war schlichtweg unmöglich "Ich spreche nicht mit Rechtsradikalen"... Hallo? Trage ich einen Baseballschläger, eine Fliegerjacke oder ein Hakenkreuz auf dem Nacken? Die Stimmung war so etwas von vergiftet, wie ich es noch nicht erlebt habe. Selbst die anwesenden Polizisten wurden per Lautsprecher aufgefordert, doch jetzt endlich einmal etwas gegen diese staatszersetzende Demokratiefeinde zu unternehmen. Ich dachte, ich bin im falschen Film.

Was mir persönlich dazu einfällt. Diese Gegendemonstranten, die sich als "Retter der Demokratie" ansehen, sind die gleichen Menschen, mit denen man bei einer anderen Gelegenheit locker ins Gespräch kommen könnte. Was macht sie eigentlich zu dieser von Hass zerfressenen Masse? Die Grundlage ist die These, dass es sich bei den Lichtträgern um böse Menschen handelt, völkische Siedler, die wieder ein arisches Volk auferstehen lassen, Ausländer und Juden eliminieren wollen. Ihnen ist dabei nicht bewusst, dass diese These falsch sein könnte. Ihnen ist auch nicht bewusst, dass sie mit Hassreden, Diffamierungen und Ausgrenzung exakt die gleichen Mittel anwenden, die schon in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts angewendet wurden. Es ist schon erschreckend, dass man sich dabei sogar als lupenreiner Demokrat fühlen kann, der das Land vor den Bösen verteidigt.

Der Politik ist dagegen sehr wohl bewusst, wie sie die Bevölkerung instrumentalisiert. Deshalb wurde sich auch schon sehr früh verbeten, "unsägliche" Vergleiche mit der Situation im Dritten Reich zu führen - wohl wissend, dass diese gar nicht einmal so weit hergeholt sind.

Was mich aber auch stört, sind diejenigen, die offen die Pandemie leugnen u.a. mit solch schwachen Argumenten, dass man in den letzten zwei Jahren so selten erkältet war wie nie zuvor. Kunststück, denn durch das konsequente Tragen von Masken kommt es selbstverständlich zu weniger Erkrankungen (wie ausgebliebene Grippewellen) - sonst bräuchte man die ganzen AHA-Regeln ja nicht, die uns immerhin schon durch zwei Wellen getragen haben.

Ich fühle mich häufig zwischen zwei Fronten: auf der einen Seite die Coronaleugner und "Aluhütchenträger", auf der anderen Seite die fast schon militanten Impfbefürworter - das macht die ganze Angelegenheit nicht einfacher.

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